Beschreibung | Ain't No Stoppin Us Now! ist der Titel eines R&B Hits von McFadden und Whitehead aus dem Jahr 1979. Text und Wirkung des als „Hymne der Schwarzen Community“ bekannt gewordenen Songs sind bemerkenswert. Sie geben das Lebensgefühl der kurzen Zeit großer Hoffnungen der schwarzen Community in den USA wieder, die vom Ende der Apartheit geprägt war, mit sozialem Aufstieg und nie gekannter kultureller Akzeptanz einherging. Dass der Erfolg der Black Power Bewegung in den USA ohne die Methoden Saul Alinskys kaum denkbar wäre, ist fast vergessen. Wie steht es nun aktuell um die Akzeptanz anderer Kulturen in Österreich? Weder die Art der Diskriminierung in den USA, noch das Fehlen primärer sozialstaatlicher Institutionen ist vergleichbar. Aber könnte eine kulturelle Influenz hier Lebender jemals ähnliche Wirkung haben? Wäre für Soziale Arbeit mit MigrantInnen ggf. eine ganz andere Art Sozialer Arbeit gefragt, die „Aktivierung“ nicht auf Anpassung an Sekundärtugenden und Unternehmensbedürfnisse ausrichtet, sondern Empowerment stärker als Förderung kultureller und politischer Ausdrucksfähigkeit ernst nimmt? Ein Ausblick zum Ausweg aus Exklusionsschleifen und Anregung für Forschungen zu politischer Aktivierung und kultureller Inklusion. |
Vortragender | Kai Brauer |
Kurzbeschreibung Vortragender | FH-Prof. Dr. Kai Brauer ist Leiter des ISAC am IARA. Soziologe, GWA und Sozialkapital, Professor für Alter/Altern an der FH Kärnten seit 2011, AG Altern der ogsa |
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Beschreibung Im fachwissenschaftlichen Diskurs Österreichs lässt sich eine Lücke feststellen: Beiträge, welche sich mit kollektiv abwertenden Einstellungen befassen, zielen entweder auf Jugendliche oder sind theoretischer Natur. Das Lehrforschungsprojekt „Handlungskompetenzen Sozialer Arbeit in Begegnung mit Fanatisierung und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ hat sich dem Thema empirisch angenähert und liefert Hinweise, was Fachkräfte in unterschiedlichen Handlungsfeldern und Settings an menschenfeindlichen Verhaltensweisen durch Klient*innen, Kolleg*innen, Kooperationspartner*innen erleben und welche Umgangsstrategien sie erprobt haben.
Unter Leitung der Einreicherin und Peter Pantucek-Eisenbacher erarbeiteten 9 Master-Studierende über vier Semester zwei Forschungsberichte, die sich unterschiedlichen Facetten annähern:
§ „Der Umgang mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Sozialen Arbeit“ (Jasmin Ceresna, Sanda Milicevic, Thomas Unger, Karin Weißenböck, Gernot Windpassinger,Julia Windpassinger)
§ „UMgehen statt umGEHEN. Handlungsfähigkeit in Organisationen der Sozialen Arbeit im Umgang mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ (Judith Emberger, Matthias Klampfl, David Stelzig)
Methodisch wurde ein Forschungsdesign nach Maßgaben der Grounded Theory gewählt. Im Zuge der Erhebungsphasen wurden Einzelinterviews und Gruppendiskussionen geführt sowie Artefakte, zum Beispiel Leitbilder, analysiert. Beforscht wurden Organisationen, die Soziale Arbeit anbieten. Es wurden mobile und standortgebundene Angebote, unterschiedliche Zielgruppen und Settings, nieder- und hochschwellige Einrichtungen sowie die Methodentrias von Einzelfallhilfe, Gruppen- sowie Gemeinwesenarbeit abgedeckt. Der Fokus lag dabei auf kommunikativen Dynamiken und individuellen Wahrnehmungen von Sozialarbeiter*innen in Leitungs- und Basisfunktionen.
Zentrale Ergebnisse quer durch die individuellen Foki waren:
§ Primat des Handelns vor Fragen von Reflexion, Diskussion, Strategie, Definition;
§ grundlegende Sprachlosigkeit hinsichtlich eigener Wahrnehmungen und Handlungskompetenzen;
§ tiefgreifende Unsicherheit, hinsichtlich der eigenen Spielräume und Möglichkeiten.
Im Beitrag sollen weniger die individuellen Ergebnisse dargestellt werden, die sich im Detail mit Auftragsklärung, Settings, Interventionsformen, Handlungsbedingungen und -begründungen, eigener Betroffenheit, Leitungen, Teamstrukturen sowie Kategorisierungen befasst haben, sondern vor allem darüber hinaus weiterführende Schlüsse und Handlungsoptionen für Forschung, Lehre und Praxis dargestellt werden.Vortragende Eva Grigori Kurzbeschreibung Vortragende Eva Grigori ist FH-Dozentin an der FHSTP, Promotionsstudium Karl Franzens Universität Graz, freie Trainerin Beratungsstelle Extremismus
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Beschreibung Der Beitrag folgt der Frage nach sozialarbeiterisch nutzbaren innovativen Möglichkeiten demokratischer Bürger*innenbeteiligung und politischer Entscheidungsfindung im Kontext erschwerter politischer Rahmenbedingungen (z.B. Politikverdrossenheit, Rechtsruck, Ausgrenzung und Co ...). Hierzu werden Ansätze der Soziokratie, auch Soziokratische Kreisorganisationsmethode (SKM) genannt, als alternatives Modell zu klassischen Partizipation- und Mitbestimmungsmodellen im Sinne von Beiräten, Bürger*innenforen oder Befragungen zur Diskussion gestellt. Soziokratie ist eine auf Grundlage der Gleichwertigkeit basierende Moderations- und Entscheidungsfindungsmethode und stellt ein flachhierarchisches Modell für Organisationsstrukturen zur Verfügung. (Vgl. Strauch & Reijmer, 2018)
In der Tradition der Gemeinwesenarbeit (GWA) „als gesellschaftskritisch-emanzipatorischen Arbeitsansatz“ (Hinte, 2017, S. 89) sehen wir Soziale Arbeit als Bindeglied und Moderatorin gesellschaftlicher und politischer Prozesse, die auch Zugang zu marginalisierten Gruppen und Bewohner*innen findet. Diesem gesellschaftskritischen Verständnis folgend, liegt die Zielrichtung der GWA primär auf der Begleitung von Bürger*innen in ihren politischen Reflexions- und Meinungsbildungsprozessen, wobei die GWA nicht von Grund auf motiviert, sondern im Sinne der „Förderung der Selbstorganisation“ (Galuske, 2013) eher nach bereits vorhandenen Motiven sucht (Vgl. Hinte, 2017, S. 92). Methodisch der vierten Ebene des Empowerments, nämlich der Ebene der gesellschaftlichen und sozialpolitischen Bedingungen, welche versucht, Menschen zu befähigen, auf gesellschaftliche und politische Prozesse Einfluss zu nehmen folgend (vgl. Herriger, 2014 und Rieger & Straßburger, 2014, S. 45), werden mit Hilfe soziokratischer Moderation und Entscheidungsfindung, die eine Haltung der Gleichwertigkeit in der Mitbestimmung verfolgt, Handlungsmöglichkeiten erweitert und verschiedene Motive der Bürger*innen koordiniert. Woraus wiederum Vorschläge für Zivilgesellschaft und politische Vertreter*innen entwickelt werden können. Hier verstehen wir GWA nicht dahingehend die Menschen zu bedienen, sondern vorhandene Aktivitäten und Potenziale mit dem methodischen Repertoire der Fachkräfte zu verbinden und mit Hilfe der Soziokratie eben dieses methodische Repertoire zu erweitern (Vgl. Hinte, 2017, S. 92).
Praxisbeispiele soziokratischer Beteiligungsprozesse sollen als Grundlage dienen, um mit den Tagungsteilnehmer*innen die Vor- und Nachteile sowie Anwendungsmöglichkeiten in Praxis und Lehre der Sozialen Arbeit zu diskutieren.Vortragende Marie-Therese Sagl, Wolfgang Kogler Kurzbeschreibung Vortragende Prof. Mag. (FH) Dr. Marie-Therese Sagl:
Sozialarbeiterin, Soziologin, Supervisorin
Studiengangsleitung Soziale Arbeit, Hochschule Fresenius, München, Arbeitsschwerpunkte: (offene) Jugendarbeit, Architektursoziologie, Gemeinwesenarbeit, Stadt- und Regionalentwicklung, Partizipation & Bürger*innenbeteiligung,https://marie.sozialgenerator.at/Mag. Wolfgang Kogler:
Psychologe, Mitglied Leitungskreis SoZeÖ & Soziokratieberater i.A., www.soziokratiezentrum.at
Beschreibung | Hintergrund: In manchen afrikanischen Ländern agiert Soziale Arbeit unter den Bedingungen von weitverbreiteter absoluter Armut, rudimentär ausgeprägten demokratischen, zum Teil diktatorischen Strukturen und politischer Gewalt. Die Region der Afrikanischen Großen Seen, auf die sich dieser Beitrag bezieht, erlebte obendrein massive Menschenrechtsverletzungen durch Bürgerkriege, ethnische Konflikte, Völkermord, Flucht und Vertreibung. Die Profession kämpft um gesellschaftliche Anerkennung und ein eigenständiges Profil und sieht sich der Gefahr ausgesetzt, durch Kritik an den gegebenen Verhältnissen selbst ins Visier politischer Repression zu geraten. Methodisches Vorgehen: Seit 2010 läuft in den Ländern der Ostafrikanischen Gemeinschaft ein multidimensionales Projekt, um Soziale Arbeit in den Bereichen Wissenschaft, Praxis und Berufspolitik zu stärken, um so einen maßgeblichen Beitrag zur sozialen Entwicklung leisten zu können. Das Projekt umfasst Grundlagen- und Praxisforschung, Lehrplanentwicklung, politische Lobbying-Arbeit und Netzwerkbildung in Burundi, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda. Seit 2018 laufen einige Aktivitäten auch in der Demokratischen Republik Kongo. Zentrale Ergebnisse: Auf Basis der Forschungsarbeiten wurden mehrere Publikationen vorgelegt, die in einer breit angelegten Disseminationsstrategie Akteuren in Ausbildung, Praxis und Politik zugänglich gemacht wurden. An einigen Hochschulen wurden bestehende Bachelor-Studiengänge überarbeitet bzw. neue Master-Studiengänge gestartet, wobei die empirischen Erkenntnisse zu kulturspezifischen Konzepten besonders berücksichtigt wurden. In Form von mehr als 30 nationalen Workshops, regionalen Vernetzungstreffen, internationalen Konferenzen und medial inszenierten Aktivismen konnte das Profil Sozialer Arbeit gestärkt und politische Entscheidungsträger sensibilisiert und an Bord geholt werden. Tansania wird das erste Land in der Region sein, dass ein Berufsgesetz für Soziale Arbeit haben wird. Fazit: Trotz schwieriger Bedingungen gelingt es den Kolleginnen und Kollegen, ihre Profession zu stärken und politisch Einfluss zu nehmen. Für ihren Einsatz für Menschenrechte und sozial Benachteiligte riskieren sie nicht selten ihre Reputation und manchmal auch ihren Job. Soziale Arbeit in Österreich, die unter vergleichsweise komfortablen Bedingungen agiert, kann sich hier einiges abschauen, was couragiertes Auftreten und mutiges Vorgehen betrifft. |
Vortragender | Helmut Spitzer |
Kurzbeschreibung Vortragender | Professor für Soziale Arbeit. Arbeitet seit mehr als 20 Jahren in angewandter Forschung und entwicklungspolitischer Praxis in einigen Ländern Ostafrikas. Seit 2010 Koordinator des Projekts "Promotion of Professional Social Work in East Africa". |